Schuttigbrunnen zieht um!
ELZACH. Da dachte man unwillkürlich an die „Revolutionsfasnet“ im Jahre 1920 oder an die „Notfasnet“ 1991, so einfach lässt sich ein Schuttig nicht gängeln. Auch nicht der Bronzene Schuttig oben auf dem gleichnamigen Brunnen, mit dem die drei Mitarbeiter der Firma Franki aus Waldkirch einen ganzen Vormittag „kämpfen“ mussten, ehe sie ihn per Kran und „Seil“ herunter holen konnten. Man konnte sich vorstellen, dass die Aktion des Brunnenabbaus bei allen Insidern im Städtchen zu einem Spektakulum wurde, an Zuschauern und vor allem an besserwissenden Zuschauern mangelte es nicht.
Seinen 42. Geburtstag hatte er heuer gefeiert, und nun muss er dem zweiten Kreisel der künftigen Ortsumfahrung weichen, der Schuttigbrunnen mitsamt seinem hopsenden Schuttig ganz oben drauf. Man sollte meinen, der freut sich am meisten, wieder ins Städtle zurück zu kehren, um in Hinkunft mit Zweck und Form den „Bärenplatz“ aufzuwerten. Doch zunächst heißt es, ihn an bisheriger Stelle sorgsam abzubauen, aufzupolieren und fachgerecht wieder aufstellen.
Es wurde nach Schrauben und Dübel gesucht, der Kran mit einem weiteren Gurt immer wieder unter Zug gesetzt. Vorsichtigerweise schraubte man auch schon mal die vier Larven (Bäre-Gfriss, Mundle-Larve, Fratzmaske und Zahluckewibli-Larve), die als Wasserspeier dienen, ab. Zwischenzeitlich stellte man unter den Zuschauern schon Gruppierungen der Befürworter, aber auch Gegner dieser Aktion fest.
Endlich kam dann einer aufs Parkett, der die letzten Geheimnisse des Brunnens kennen musste: Blechner- und Installationsmeister Hubert Mayer, auch ehemaliger Narrenvogt des Städtchens. Er wusste dann auch von verdeckten und diebstahlsicheren Schrauben im Brunnengefüge, doch über die genaue Befestigung des „Bronzeschuttigs“ gab es weiterhin nur Vermutungen. Peter Dillberger, dessen Familie den Brunnen erbaut hatte wusste dann von einem großen Dübel, der den Schuttig hält und an den die drei Steinmetze dann mit schwerem Gerät herankamen. Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass der „Maierschmitt“ schon zuvor die Idee gehabt hatte.
Gesagt getan – die Minen von Pablo Storr und Hannes Mutschler erhellten sich zusehens, je länger ihre Flex und ihr Steinbrecher an der Säule wirkten. Es war dann gar nicht gerecht, als ein Elzacher meinte: „Jetzt kommen die Waldkircher rauf und machen unseren Schuttigbrunnen kaputt“.
Alles andere als das! Die Steinmetze hatten wahrscheinlich deshalb so lange gebraucht, weil sie recht sorgsam mit den Brunnenteilen umgingen, um ja keinen Schaden anzurichten, aber irgendwo mussten sie in den Kern der Brunnensäule eindringen, nachdem die Erbauer sicherlich auch stolz waren und zum Teil heute noch sind, dass ihnen niemand ihren Schuttig stiehlt.
Nachdem am nächsten Tag die anderen Teile abmontiert waren, kann der Brunnen in Frankis Werkstätten aufpoliert werden, während die Bronzeteile (Schuttig, Larven und Relieftafeln) bei der Kunstgießerei Strassacker in Süssen, wo sie auch hergestellt wurden, eine entspre-chende Überarbeitung erfahren – um nicht zu sagen, sie werden geliftet.
Etwa vier Wochen, schätzen die Fachleute, wird es dauern, bis sie den Brunnen wieder aufbauen können, dann auf dem Bärenplatz.
Es wäre schön, wenn eine Gepflogenheit bleiben würde, vielleicht könnte dies Thomas Landwehr übernehmen, der bei dem Abbau von Seiten des Narrenrates sicherlich keine unbedeutende Rolle hatte:
Am 25. Januar 1969 floss zur Brunnen-einweihung Freibier aus den Brunnen-speiern.
Quelle: Badische Zeitung vom 7.10.2011